Tourberichte


Hilfseinsatz im Juli 2024

Wir haben den Hilfseinsatz gerade beendet. Der Bericht folgt demnächst.



Hilfseinsatz im März 2024 - Ein Bericht von Dr. med. Matthias Werner

 

Am 09.03.24 beginnt mein 5. Hilfseinsatz für die Ukraine. Abfahrt 04.30 Uhr. Die Medikamente und Hilfsgüter sind verpackt, die Anstrengungen der wochenlangen Vorbereitung bereits vergessen. Alle sind pünktlich, ein gutes Zeichen. Mit dabei Roland, der Mann mit den meisten Einsätzen, er ist Feuerwehrmann und Sanitäter aus Berlin. Marco, es ist sein erster Hilfseinsatz mit EUFOMEDA, er ist Rettungssanitäter. Erneut dabei ist mein Freund aus der Schulzeit Gunter, Arzt. Er ist unser Garant für gute Laune.

 

Wir wollen versuchen in einem Rutsch bis Lviv im Westen der Ukraine durchzufahren. Das bedeutet über 20 Stunden Fahrtzeit und schlafen während der Andere fährt. Roland und ich fahren den Transporter, die beiden Anderen den Rettungswagen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen wir den ukrainischen Zoll. Ich frage mich ob Unfreundlichkeit eine Einstellungsvoraussetzung des ukrainischen Zolls ist. Wir werden eine Zeitlang bewusst ignoriert. Ein Priester aus Wuppertal, in der Ukraine geboren, redet ein ernstes Wort mit dem Zöllner, dann geht alles schnell und wir können weiterfahren. Bei meinem allerersten Hilfseinsatz vor ca. 2 Jahren war ich beim Überqueren der Grenze sehr aufgeregt. Mittlerweile ist der Grenzübertritt und der Aufenthalt in einem Kriegsgebiet zur Routine geworden.

 

Nach 22 Stunden Fahrt erreichen wir unsere Unterkunft in Lviv. Nach 5 Stunden Schlaf und weiteren 14 Stunden Fahrtzeit erreichen wir unser Ziel Mykolaiv. Dort beziehen wir die Unterkünfte für die kommenden Tage. Leider ist die versprochene große Unterkunft bereits vergeben und so beziehen wir zu zweit jeweils eine kleine Wohnung. Eine Wohnung ist eine Mausefalle: Die Tür zum Treppenhaus muss abgeschlossen werden, wir haben nur einen Schlüssel und der Schlüssel klemmt. Wenn hier eine Rakete einschlägt kommen wir nur schwer aus dem Haus...nicht drüber nachdenken, wird schon gut gehen. In der anderen Wohnung ist Schimmel, die Küche nicht zu benutzen. Die Vermieterin der Wohnung erklärt die Sprünge in den Scheiben, die stammen von dem letzten Raketenangriff. Wir wissen, auf was wir uns einlassen und was wir riskieren und die Einwohner müssen hier schließlich Tag für Tag leben...

Dann endlich ausruhen.

 

Der Dienstag wird genutzt für Vorbereitungen und Einkäufe. In den Geschäften gibt es alles zu kaufen was man sich wünscht und morgen fahren wir dorthin, wo die Menschen nichts haben. Welch ein Kontrast! Abends gibt es Luftalarm , wie jeden Tag. 

 

Am Mittwoch Treffen mit unseren Begleitern vom Militär. Wiedersehensfreude, Umarmungen, Lachen, Herzlichkeit. Es folgt die Einsatzbesprechung, Vorstellung des neuen Übersetzers und schon geht es los. Aufgrund des russischen Beschusses und der vielen Beobachtungsdrohnen dürfen wir nicht so nahe an die Front wie bei unserem letzten Einsatz. Schade, ich habe mich so auf ein Wiedersehen mit den damaligen Patienten gefreut.

In unser aktuelles Einsatzgebiet dürfen derzeit nur wir. Anderen ausländischen Hilfsorganisationen ist es verboten, da zuvor 2 französische Helfer in dieser Region durch russischen Beschuss ums Leben kamen.

Wir passieren 2 Checkpoints bis wir unser Einsatzgebiet erreichen. In unserem ersten Einsatzort liegt ein Militärlazarett. Hier werden Verwundete begutachtet und vor Ort versorgt oder bei schweren Verletzungen weitertransportiert. Unsere Fahrzeuge müssen wir unter Bäumen verstecken damit sie nicht von der russischen Aufklärung entdeckt werden. Niemand will ein Risiko eingehen...

 

Wir packen aus und beginnen mit unserer Arbeit. Über 50 Patientinnen und Patienten werden es heute sein. Zwischendurch verteilen wir Spielsachen an Kinder, die extra aus der Schule kommen dürfen. Leuchtende Augen, Freude, ein Fünkchen Hoffnung zwischen all den zerstörten Gebäuden. Wir sind hier in einem Bereich, in dem es heftige Gefechte gegeben hatte und der eine Zeitlang von russischen Truppen besetzt war. Überall Einschusslöcher und Anzeichen heftiger Kämpfe, viele zerstörte Häuser aber überall bereits Zeichen des Wiederaufbaus. Sehr erfreulich ist: es gibt in unserem Arbeitsgebäude eine Toilette und nicht das übliche Loch im Boden mit ein paar Brettern drumherum. Die Spülung besteht aus Wasserkanistern.

Ein Mädchen malt uns als Dank für unsere Geschenke ein berührendes Bild. Selbst einem "unserer" militärischen Begleiter stehen Tränen in den Augen...

Nach einigen Stunden Arbeit packen wir zusammen und fahren ab. Viele Einwohner winken, eine alte Frau steht am Straßenrand und segnet uns. Wir sind endlich wieder dort, wo wir dringend gebraucht werden!

 

Die nächsten Tage sind arbeitsreich. Wir versorgen insgesamt über 230 Einwohner in 5 Dörfern medizinisch, verteilen die in Deutschland gespendeten medizinischen Hilfsmittel wie Rollatoren, Gehstützen, Verbandsmaterial sowie die von uns gesammelten Kleidungsstücke. Jedem Patienten können wir einen Beutel mit Hygieneartikeln (Zahnpasta, Zahnbürste, Seife, Kamm) schenken. Die Hygieneartikel hatten wir von Spendengeldern gekauft und selbst verpackt. In jedem Dorf können wir allen Kindern mit Spielsachen eine Freude machen.

 

Was mir persönlich zu schaffen macht ist, dass seit unserem letzten Hilfseinsatz so viel mehr Einwohner einen oder mehrere ihrer Liebsten im Krieg verloren haben: Frauen ihren Mann, Mütter ihre Kinder, Kinder ihre Eltern.......

Sehr berührt hat mich ein junger Mann. Er kann kaum reden, hat Lähmungen sowie viele Narben in seinem Gesicht und am Kopf. Unser Dolmetscher erklärt mir, dass der junge Mann in russisches Schrappnellfeuer geraten war. Dabei wurden seine beiden Brüder getötet, er wurde schwer verletzt, Metallsplitter stecken noch in seinem Kopf. Ich überlasse ihm meine Wanderschuhe, da seine einzigen Schuhe Gartenclogs sind.

Es gibt noch viele solcher traurigen Geschichten…..

 

Dass wir in einem Kriegsgebiet sind, wird einem immer wieder bewusst gemacht:

Als wir mit den Fahrzeugen unterwegs sind, muss ich einmal austreten, werde aber energisch von den Soldaten zurückgepfiffen, beiderseits der Straße liegen Minen, die die russischen Besatzer bei ihrem Rückzug „hinterlassen“ haben...

In Mykolaiv müssen wir Medikamente nachkaufen. Die Preise erschrecken mich, denn sie kosten kaum weniger als in Deutschland. Manche Kunden in der Apotheke kaufen Tabletten einzeln, mehr können sie sich nicht leisten.

Nachdem bei unserem letzten Hilfseinsatz Granaten bis zu 500m Entfernung von uns einschlugen, bleiben wir diesmal von Artilleriebeschuss verschont. Es gibt aber Raketenangriffe auf Mykolaiv. Unser Stadtteil wird nicht getroffen, der russische Angriff tötet aber in einem anderen Stadtteil Zivilisten. Ich habe mal wieder Glück, aber andere Menschen, auch Kinder, haben es leider nicht.....

 

Am Ende unseres Hilfseinsatzes werden wir überraschend dem verantwortlichen Gebietsleiter der Region vorgestellt und jeder im Team erhält eine namentliche Dankesurkunde. Wir freuen uns sehr!

 

Was bleibt von dieser Tour:

  • eine große Dankbarkeit Menschen in Not helfen zu können sowie deren Freude und Dankbarkeit erleben zu dürfen
  • eine große Traurigkeit ob der Schicksale, die uns berichtet wurden (ich will ihnen die Grausamkeit der russischen Besatzer hier ersparen, will darüber auch nicht schreiben...)
  • die Freude auf meinen nächsten Einsatz und die Gewissheit das Richtige zu tun

 

Matthias Werner


Weihnachtskartons für ukrainische Kinder im Januar 2024


Dank vieler fleißiger Spender kann die Eufomeda gGmbH auf eine erfolgreiche Weihnachtsaktion zurückblicken. Wir konnten vielen Kindern in der Ukraine eine Freude mit unseren Weihnachtskartons machen und die Familien vor Ort mit den vielen Sach- und Kleiderspenden unterstützen. 

Anfang Dezember hat unsere Hilfsorganisation nach viel vorangegangener Planung und Organisation damit begonnen Werbung für die Aktion „Weihnachtskartons für die Ukraine“ zu machen. Das Ziel: 250 Kartons für ukrainische Kinder, gefüllt mit Schreibwaren, Hygieneartikeln und Süßigkeiten. Trotz dieser kurzen Vorlaufzeit konnten wir bis Anfang Januar 2024 unser Ziel erreichen und haben es mit 293 Kartons sogar noch übertroffen. Somit konnten wir uns am 04.01.2024 wie geplant mit unserem vollgeladenen Rettungswagen auf den Weg machen. Mit an Board die Weihnachtskartons, etwa ein Dutzend Kisten Kinderkleidung, sonstige Sachspenden wie etwa Damenhygieneartikeln und 250 Fleecedecken, welche die Eufomeda gGmbH dank zahlreicher Geldspenden im Zuge dieser Aktion kaufen konnte. 

Abends am 05.01.2024 kamen wir dann in Sarny, eine Stadt in der Region Riwne im Nord-Westen der Ukraine nahe der Belarussischen Grenze, an. Wir wurden von den Mitarbeitern der ortsansässigen „Mission ohne Grenzen“ herzlich in Empfang genommen und durften bei ihnen unser Quartier beziehen. Die Mission hat uns während unseres gesamten Aufenthaltes tatkräftig unterstützt und uns auch einen kleinen Einblick darauf gewährt, was sie in der Region alles leisten. 


Am Samstag, den 06.01.2024 wurden wir dann vom plötzlichen Wintereinbruch überrascht. Als wir morgens aufwachten sahen wir uns staunenswerterweise mit 20cm Schnee und kalten -17°C konfrontiert. Doch selbst Schnee und Kälte konnten unsere Pläne nicht durchkreuzen. Zuerst fuhren wir in ein nahegelegenes Internat, wo wir den Kindern mit unseren Kartons und Decken ein großes Lächeln ins Gesicht zauberten. Freudig haben die Kinder uns ihre Schule und ihre Schlafsäle gezeigt. Bei unserem Rundgang war die Besichtigung des Bunkers besonders eindrucksvoll. Dieser bestand aus zwei kleinen Kellerräumen, in denen im Notfall alle 120 Kinder des Internats Platz finden müssen. Ein Mädchen erzählte uns, dass sie sich besonders über die Decke gefreut habe, da sie diese dann beim nächsten Luftalarm mit in den Bunker nehmen könne. 

Mittags ging es dann in das Dorf Rudnia-Karpylivs’ka, welches ca. 20km von Sarny entfernt liegt. Als wir dort ankamen wurden wir freudig empfangen und die Kinder haben sogar zusammen ein ukrainisches Weihnachtslied für uns gesungen. Im Anschluss gab es einen kleinen Kleiderbasar mit den von uns mitgebrachten Spenden. Da es in diesem Ort einen großen Bedarf an Kinderkleidung gab, kam es zu einem geschäftigen Treiben, wo Eltern und Kinder sich über die neuen Klamotten und Schuhe sehr gefreut haben. Auch die Decken und Weihnachtspakete erfreuten die Kinder, die sich zum Teil gleich ich ihre neue Decke gehüllt haben und stolz ihre Kartons nach Hause getragen haben. 


Der Sonntag begann für uns mit dem Besuch eines ukrainischen Gottesdienstes. Die Mitglieder der Gemeine waren alle sehr nett und uns wurde während des Gottesdienstes für unsere Hilfe gedankt und die versammelte Gemeinde hat sogar für uns gebetet. 

Beim Mittagessen durften wir einen ukrainischen Kollegen vom dortigen Rettungsdienst kennenlernen, der und Einblicke in seinen Arbeitsalltag gewährte. Dieser arbeitet die meiste Zeit an der Front und konnte somit einige interessante Dinge berichten. Natürlich durften wir auch mal in seinen Rettungswagen schauen. Der von außen grünfarbene Transporter war auf den ersten Blick gar nicht als Rettungsfahrzeug zu erkennen, war aber innen für den Ernstfall ausgestattet. 

Über holprige verschneite Feldwege gelangten wir mittags in das sehr abgelegene arme Dorf Bilyatychi. In dem 25km nördlich von Sarny gelegenen Dorf hatten sich bereits einige Kinder und Erwachsene in dem örtlichen Gemeindehaus versammelt. Das Verteilen der Pakete war für uns emotional besonders prägend, da einige Kinder beim Erhalten der Pakete Freudentränen den Augen hatten. Als ein paar ungeduldige Kinder die Pakete bereits vor Ort aufgemacht haben, haben deren Augen vor Freude gestrahlt und ein paar Eltern haben geweint vor Glück, da wir ihren Kindern mit den Weihnachtskartons so eine Freude gemacht haben. Gerade der Besuch in diesem Dorf war sehr bewegend.


Am Abreisetag, den 08.01.2024, besuchten wir morgens noch ein weiteres Internat in der Nähe von Sarny, welches die restlichen Pakete, Decken und Sachspenden erhielt. Der Rundgang war sehr interessant und man konnte sehen, dass es dort eindeutig an Mitteln fehlt, um das Internat in Stand zu setzen. Vom Haupthaus bröckelte der Putz und das Mobiliar bestand zum größten Teil aus gespendeten Tischen und Stühlen, denen man ihr Alter eindeutig ansah. Dennoch war es für die Kinder sehr schön gestaltet. Fast alle Wände im Inneren waren farbenfroh und kindgerecht bemalt. Mittags traten wir dann unsere Heimreise an. Mit im Gepäck: Die vielen Eindrücke, Emotionen und Geschichten, die uns von den vielen Menschen, die wir getroffen haben, mit auf den Weg gegeben wurden. 

Zufrieden blicken wir auf die gelungene Aktion zurück und freuen uns, dass wir dank der Hilfe vieler Spender, so viele Kinder glücklich machen konnten. Wir hoffen sehr, dass wir zwischen den Jahren 2024/25 diese Aktion wiederholen, oder etwas ähnliches organisieren können. Doch das geht natürlich nur mit Hilfe vieler Spender. Deshalb sagen wir allen, die uns geholfen haben diese Aktion zu verwirklichen:

Vielen Dank!


Hilfseinsatz September 2023


In den letzten zwei Septemberwochen 2023 waren wir im Süden der Ukraine, nicht weit von der Front. Von unserer Unterkunft in Mykolajiw (ca. 2400 km von Kirchzarten entfernt) sind wir täglich in frontnahe Dörfer gefahren. Da sie sich im militärischen Sperrgebiet befanden, wurden wir die ganze Zeit von Pfarrern des ukrainischen Militärs begleitet. Wir konnten in diesem Einsatz über 200 Menschen medizinische Hilfe bringen und sie mit notwendigen Medikamenten versorgen. Behandelt wurde das gesamte Spektrum der hausärztlichen Medizin wie Herzerkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes und vieles mehr. Aber auch schwerere Erkrankungen wie unversorgte infizierte Wunden wurden behandelt. Neben den benötigten Medikamenten haben wir auch Hygieneartikel, Lebensmittel, Rollatoren, aber auch Kleidungsstücke an die Einwohner verteilt..


Der Hilfseinsatz war für uns sehr ermutigend, da uns überall große Dankbarkeit entgegenschlug. Der Mut und der Durchhaltewille der Bevölkerung hat uns sehr beeindruckt.

Hilfseinsatz März2023

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